Teil 11 der 1001 Waldgeschichten

Zwei Kinder drängen sich an das Geländer des Ottergeheges im Zoo, die Nasen fast an den Gittern. Sie kichern aufgeregt, während sie dem wuscheligen Bewohner des Geheges nachspähen. Plötzlich durchbricht ein hohes Fiepen die Luft! Der Zwergotter flitzt wie ein kleiner Wirbelwind am Zaun entlang, das feuchte Fell glänzend im Licht. Dann stoppt er abrupt – genau vor ihnen. Ein fragender Blick aus schwarzen Knopfaugen. Instinktiv weichen die Kinder einen Schritt zurück, das Herz klopft schneller. Doch ihre Neugier ist stärker als die flüchtige Unsicherheit. Sie kommen wieder näher, zaghaft, als hätten sie Angst, den magischen Moment zu zerstören.

Wer ist aufgeregter? Die Kinder oder der Otter?

Das kleine Tier stellt sich auf die Hinterpfoten, hebt die Nase und mustert sie neugierig. Als wolle es sie willkommen heißen, vielleicht gar verstehen. Doch da durchbricht eine elterliche Warnung die aufgeladene Stille: "Vorsicht, er könnte beißen! Finger weg!"

Der Otter versteht diese Worte nicht. Für ihn gibt es keine gut gemeinten Grenzen, keine Warnschilder, nur diesen einen Moment der Begegnung. Vorsichtig schiebt er seine kleine, pelzige Pfote unter dem Zaun hindurch – eine stumme Einladung, ein winziger Brückenschlag zwischen zwei Welten. Die Kinder zögern nur einen Herzschlag lang, dann streichen beide behutsam über das warme Fell.

Der Otter schnaubt zufrieden, als wäre ein Geheimnis zwischen ihnen geteilt worden, dann sprintet er davon und gleitet elegant in das klare Wasser seines Teiches. Zurück bleiben zwei Kinder, deren Augen vor Staunen leuchten.

Wann war deine Neugierde zuletzt so groß, dass du selbst gut gemeinte Warnungen ignoriert und ihr nachgegangen bist?

Dieses Werk erinnert daran, dass Neugier uns antreibt. Sie ist der Funke, der uns als Kinder ständig neue Welten entdecken ließ – und den wir auch als Erwachsene bewahren dürfen.

Wo in deinem Leben könnte dieses Bild dich inspirieren? Vielleicht am Arbeitsplatz, wo du motiviert und offen für neue Ideen bleiben willst. Oder in der Küche, um dich an die Freude des Ausprobierens neuer Rezepte zu erinnern. Es könnte auch im Eingangsbereich seinen Platz finden, als symbolische Einladung, der Welt mit offenem Blick zu begegnen.